Ein Che Guevara mit Beanie, ein tätowierter Einstein oder eine wasserstoffblonde Angela Merkel – Der israelische Künstler Amit Shimoni steckt weltberühmte Persönlichkeiten aus Geschichte, Politik und Kultur in hippe Outfits und macht sie zu typischen Vertretern der Generation Y (auch bekannt als Millennials). Ohne zu verurteilen, offenbart er auf spielerische Weise die Kluft zwischen Ideologien, Epochen und Menschen, die sie prägen. Das Ergebnis ist ein verblüffend relevanter Blick auf unsere heutige Gesellschaft.

Wir wollten mehr über diesen Künstler erfahren, der laut Forbes zu den 30 einflussreichsten Israelis unter 30 Jahren gehört, und dessen Serie HIPSTORY von der internationalen Presse gefeiert wurde.

Wie entscheidest du, welche berühmten Figuren du in deine Serie aufnimmst?

Ich versuche, möglichst ikonische Charaktere zu finden. Führende Politiker, deren Handeln und deren äußeres Erscheinungsbild international bekannt sind. Dann laufen sie durch meinen Filter und bekommen ein kleines Makeover. Einerseits versuche ich, die Ikone von ihrer Persönlichkeit zu trennen. Andererseits versuche ich dem Original treu zu bleiben, damit die Ähnlichkeit deutlich wird. Ich finde, es ist gerade das Wechselspiel zwischen diesen beiden Aspekten, das die Illustrationen interessant macht.

Welches deiner hipsterisierten Porträts ist dein persönlicher Favorit? Und wer kommt als Nächstes dran?

Definitiv Einstein – eine meiner letzten Arbeiten und die erste Figur aus meiner Serie von Nicht-Politikern. Wer als Nächstes kommt? Die nächste nicht-politische Figur! [lacht]

Gibt es jemanden, den du niemals als Hipster stylen würdest? Und warum nicht?

Im Grunde versuche ich, kontroverse Charaktere zu meiden. Viele Leute in Israel fragen mich nach einer Illustration von Benjamin Netanyahu – Bibi – aber diese wird es wahrscheinlich niemals geben. [lacht]

Hast du den Eindruck, dass es einen Widerspruch darin gibt, Karikaturen von Menschen anzufertigen, die für Einige große Helden, für Andere jedoch das Böse in Person sind?

Ja, das habe ich. Die Reaktionen sind mir nicht gleichgültig. Manchmal bekomme ich sehr feindselige Kommentare von Menschen, die die jeweiligen Persönlichkeiten verehren oder nicht ausstehen können. Jedoch möchte HIPSTORY über unsere Generation sprechen, die Generation Y, die eher individualistisch als idealistisch ist. Ich versuche vielmehr, Politiker zu finden, deren Agenda und Vorgehen eindeutig sind oder waren, als Figuren, die typisch für unsere Generation sind. Und es ist mir wichtig zu betonen, dass ich keine Kritik üben, sondern unsere Generation näher beleuchten möchte. Ich möchte Menschen dazu anregen, über unsere Kultur nachzudenken.

Warum, glaubst du, ist die Generation Y mehr individualistisch als idealistisch?

Wir sind den ständigen Veränderungen in der Welt, in der wir leben, zu stark ausgesetzt – wir haben nicht einmal die Zeit, ein Ereignis zu verarbeiten, bevor schon das nächste eintritt! Das schafft meiner Ansicht nach eine Atmosphäre, in der wir die permanente Veränderung brauchen, um im Takt zu bleiben. Vielleicht kommt daher der Drang nach Einzigartigkeit und sich mehr auf das zu konzentrieren, was heute “cool” ist, als darauf, was morgen passieren könnte.

Was würdest du machen, wenn du kein Künstler geworden wärst?

Wenn ich kein Künstler wäre, dann wäre ich wahrscheinlich in der Landwirtschaft tätig oder würde im Showbiz hinter den Kulissen arbeiten. Mein größtes Bestreben ist es, Teil eines kreativen Prozesses zu sein, was auch immer das sein mag.

 

Woher nimmst du deine Inspirationen in Sachen Hipstermode?

Ich verfolge viele internationale Mode- und Design-Magazine. Aber meine wahren “Bingo”-Momente habe ich in der Regel, wenn ich Menschen auf der Straße begegne.

Beanie oder Schnurrbart?

Es ist dermaßen heiß in Tel Aviv, dass ich mir hier nicht einmal einen Hut vorstellen kann… also würde ich sagen Schnurrbart!

Danke, Amit.

Text: Diane Mironesco

Übersetzung: Valeria Sambale