Interview mit Ballack Art House Interview mit Ballack Art House

"Ich denke, wenn man für ein Bild nicht ein wenig ins Schwitzen gekommen ist, kann es wahrscheinlich keine gute Aufnahme sein."

"Ich denke, wenn man für ein Bild nicht ein wenig ins Schwitzen gekommen ist, kann es wahrscheinlich keine gute Aufnahme sein."

Ivan gründete Ballack Art House mit der Vision, Lifestyle-Bilder für jeden Ort zu erschaffen. Seine nostalgischen Fotografien überwinden Raum und Zeit und schlagen die Brücke zwischen dem Kalifornien der 70er-Jahre und dem Jetzt in seinem Heimatland Südafrika. Verblasste Landschaften, Oldtimer und Pop-Art-Fotografie verschmelzen dabei zu einer visuellen Sehnsuchtserzählung. Wir trafen uns mit Ivan und erfuhren mehr über Location-Wahl, Old-School-Ästhetik und Skateboarding.

Wie bist du zur Fotografie gekommen und was war auf dem ersten Foto, das du je gemacht hast?

Meine Mama hatte eine Old-School-Kamera. Ich fühlte mich von ihr magnetisch angezogen und lernte, wie man die unterschiedlichen Knöpfe bedient, fokussiert und Fotos schießt. Mein erstes Foto machte ich 1987 mit einer Einwegkamera von einem Freund auf seinem Skateboard. Wir hatten eine provisorische Halfpipe aus einer riesigen Reklametafel gebaut und wochenlang darauf geskatet.

Welches Foto für JUNIQE hat beim Schießen am meisten Spaß gemacht und welche Geschichte verbirgt sich dahinter?

Mein Favorit wäre “Pine Nutty”. Dieses Bild weckt viele Erinnerungen, weil es zu einer Zeit entstanden ist, in der ich wirklich mit dem Fotografieren angefangen habe – mit Hilfe eines einfachen Mobiltelefons. Es war eines der Fotos, das die Zusammenarbeit mit JUNIQE angestoßen hat. Eine lustige Zeit.

Mit welchen besonderen Techniken arbeitest du? Wie erzielst du die verschiedenen Effekte und Stile?

Ich verstehe Kameras als künstlerisches Werkzeug, wobei ich mich auf das Layout und den kreativen Aspekt hinter einer Aufnahme konzentriere. Dann experimentiere ich mit dem Bild in Photoshop, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Ich denke, wenn man für ein Bild nicht ein wenig ins Schwitzen gekommen ist, kann es wahrscheinlich keine gute Aufnahme sein. Eine goldene Regel von mir: Ich versuche jeden Tag ein gutes BIld zu machen – das ist sehr hilfreich.

Deine Arbeiten leben von einer gewissen Retro-Ästhetik. Was fasziniert dich an der Vergangenheit?

Diese Anziehungskraft gründet auf der Einfachheit der damaligen Kreativität. Im Grunde bin ich von der alten Schule.

 

Du hast ein Händchen dafür, einfache, aber schöne Muster in Natur und Architektur zu entdecken. Wie findest und fotografierst du sie?

Das wäre, als würde ich mein Geheimrezept verraten, oder? Ich mag es, Orte zu erkunden, an denen ich noch nie gewesen bin. Auch, wenn sie sich nicht in meiner unmittelbaren Umgebung befinden. Die Schlüssel zum Erfolg sind Spaß und ein spielerischer Umgang mit den Dingen – und die richtige Balance zu finden.

Von verblassten Coca Cola-Schildern bis hin zu verlassenen McDonald´s-Filialen: Du scheinst von der Ikonografie der Massenwerbung fasziniert zu sein. Erzähl uns mehr darüber.

Mein frühes Interesse an Massenwerbung resultiert aus meinem Werbestudium. Ich beschäftigte mich viel mit Art Direction und Design innerhalb der Markenkommunikation. Das Design bestimmter Marken hat mich schon immer beeinflusst.


Transport ist ein wiederkehrendes Motiv in deinen Arbeiten. Was reizt dich am Reisen? Bist du ein Künstler, der immer in Bewegung ist?

Ich komme viel herum, aber nicht annähernd genug. Meine Liebe zur Fortbewegung hat ihren Ursprung aber in meiner Liebe zum Auto. Autos zeigten mir immer, welches Design gerade aufkam. Ich liebe es, alte Modelle zu entdecken und ihre Schönheit widerzuspiegeln.

Du bezeichnest deine Fotografien als “Lifestyle-Bilder”. Wie bist du auf diesen Begriff gekommen?

“Lifestyle-Bilder” bezieht sich auf Fotos, die sich gut auf Wohnungen übertragen lassen – von Wandkunst bis hin zu Drucken auf Möbeln und Wohnaccessoires. Der Begriff ist auch an einen guten Sinn für Ästhetik und Klasse gekoppelt. Außerdem verbinde ich damit das Gefühl, weit gereist zu sein, auf spielerische Art.

Wenn du durch Raum und Zeit reisen könntest, welches Jahrzehnt und welchen Ort würdest du wählen und warum?

Ich würde die Uhr zurück in die 80er-Jahre drehen und in die kalifornische Skate-Kunst und Musikszene eintauchen. Zu viele meiner Vorbilder stammen aus dieser Zeit, als dass ich ein bestimmtes benennen könnte.

Vielen Dank, Ivan!

Text: Nicholas Potter

Übersetzung: Ina Schulze