Nachdem die schwedische Fotografin Linnea Frank ihre Heimatstadt Stockholm für ein Leben in Kapstadt verlassen hat, floriert ihre Karriere. Mit vier Ausstellungen in der südafrikanischen Hauptstadt und einer eigenen Bademodenlinie hat sie sich bestens an das Leben in der Regenbogen-Nation angepasst. Wir haben uns mit Linnea zusammengesetzt, um mit ihr übers Auswandern, ihre kreative Arbeit und ihre Liebe zur Schwarz-Weiß-Fotografie zu sprechen.

Das letzte Mal, als wir von dir hörten, warst du gerade von Stockholm nach Kapstadt gezogen. Wie hast du dich eingelebt? Hast du vor, zu bleiben?

Wow, ja, letztes Mal saß ich gerade mit einem Bier in der Hand im Flieger nach Kapstadt. Ich lebe nun seit etwas mehr als drei Jahren in Kapstadt und muss sagen, dass der Umzug die beste Entscheidung meines Lebens war. Und ja, ich plane zu bleiben. Ich kann Kapstadt wirklich als meine Heimat bezeichnen!

Ich fahre immer noch zweimal im Jahr nach Schweden, um jedes Jahr zu Ostern eine Ausstellung im Süden des Landes zu besuchen, und dann im Sommer, um mit Familie und Freunden in Stockholm zu arbeiten oder eine schöne Zeit zu verbringen. Seitdem ich umgezogen bin, hatte ich vier Ausstellungen hier in Kapstadt. Meine Kunstpartnerin Ana Kuni und ich haben gerade ein wunderschönes, brandneues Studio eröffnet. Und ich habe auch eine Bademodenmarke ins Leben gerufen, deren Design auf meinen künstlerischen und fotografischen Arbeiten basiert – Nayiha Swimwear.

 

Erzähl uns doch noch ein wenig über deinen kreativen Prozess . Wie nimmt eines deiner Designs von Anfang bis Ende Gestalt an?

Nun, es fängt alles damit an, dass ich Layer mache. Ich fotografiere Texturen an Wänden oder Straßen. Ich mache auch meine eigenen Ebenen mit allem, was ich finden kann: Vom Frühstücksei bis hin zu einem schmelzenden Lippenstift auf einer Oberfläche, die ich fotografiere. Zweitens muss da Musik sein. Ich muss eine Playlist hören, die viele Emotionen hervorruft – das ist der Moment, in dem ich am besten arbeite.

Danach fange ich an, mir Fotos anzusehen, die ich von Menschen habe, um dieses besondere Gefühl zu finden. Ich weiß eigentlich nie, was ich tun will, bis ich fertig bin. Manchmal benutze ich viele verschiedene Ebenen und manchmal reicht eine. Ich spiele eigentlich immer herum, wenn ich meine Kunst mache, und genau das liebe ich so daran.

Du scheinst sehr vom menschlichen Körper inspiriert zu sein. Was genau fasziniert dich besonders daran?

Ich mag einfach alles, was mit Körpern zu tun hat. Ihre Schönheit und all die verschiedenen Arten, wie sie dargestellt werden können. Einfach nur schön!

Du hast ein Händchen für alles: Vom Fotojournalismus bis hin zu High Fashion Editorials. Was dein liebster Fotografiestil?

Früher war ich ein großer Fan von Dokumentarfotografie. Ich bin mehrmals von Schweden aus nach Afrika gereist – das gab mir ein ganz neues Gefühl. Wenn du Fotos von ein paar Kindern machst und ihnen dann das Ergebnis zeigst, dann ist das Glück in ihren Augen und ihr ausgelassenes Lachen mit nichts vergleichbar – es ist einfach echt. Aber aktuell bin ich in einer anderen Phase. Im Moment liebe ich es, Beauty Portraits zu machen.

Was hält dich nachts wach?

Arbeit und meine Gedanken. Ich denke viel, wenn ich nachts allein bin. Nachts ist auch die Zeit, wenn ich am produktivsten bin. Am inspiriertesten bin ich dann, wenn ich allein bin und die Musik auf volle Lautstärke drehen kann.

 

Ohne welche drei Dinge könntest du nicht leben?

Zunächst einmal könnte ich nicht ohne die Unterstützung und Liebe von Familie und Freunden auskommen. Ich bin mit einen Haufen total toller Menschen gesegnet.

Zweitens, meine Kamera natürlich. Aber – unglaublich, aber wahr –- es ist schon vorgekommen, dass ich meine Kamera nicht mit in den Urlaub mitgenommen habe. Obwohl ich meinen Job und meine Kamera total liebe, brauchen Fotografen auch mal eine Fotopause! Aber heutzutage hat man ja das Smartphone immer dabei, so dass man ohne Druck Fotos machen kann.

Das dritte ist eine schwere Entscheidung. Ich sehe mich selbst als eine sehr einfache Person, die nicht viel zum Leben braucht. Wenn ich daran denke, was ich mit nach Kapstadt gebracht habe – eine Tasche mit Kleidung, Kamera und Computer... das wars! Also gut, das dritte ist Musik. Ohne Musik wäre die Welt langweilig.

Monochrom oder in Farbe?

Monochrom! Ich fotografiere immer in Schwarzweiß, denn wenn ich in Farbe fotografiere, bekomme kein richtiges Gefühl dafür. Ich kann das Gesamtbild in Schwarzweiß besser sehen, auch wie die Farben später aussehen werden. Die meisten meiner Kunden haben sich schon daran gewöhnt.

Danke, Linnea!

Text: Nicholas Potter

Übersetzung: Valeria Sambale