Interview mit Maarten Léon Interview mit Maarten Léon

"Humor ist ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit: Ich selbst versuche oft, die Dinge mit Humor zu relativieren.”

"Humor ist ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit: Ich selbst versuche oft, die Dinge mit Humor zu relativieren.”

Maarten Léon ist in Groningen aufgewachsen, lebt heute in Amsterdam und erschafft surreale Illustrationen, die auf seinen Gefühlen, Gedanken und gelegentlich auch Songtexten basieren. Mithilfe von Vintage-Bildern und Grafikdesign entwirft er unwirkliche Welten und Situationen, denen wir uns mal etwas genauer widmen wollten. Wir sprachen mit ihm über das Erwachsenwerden, emotionale Selbstreflexion, seine angewendeten Techniken und die Rolle, die Humor in seiner Arbeit spielt.

Du lebst und arbeitest in Amsterdam. Was bedeutet dir die Stadt und wie inspiriert sie dich?

Aufgewachsen bin ich in Groningen, einer relativ kleinen Stadt mit vielen Studenten im Norden der Niederlande. Eine schöne Stadt zum Leben. Aber irgendwann brauchte ich etwas Neues, weil ich das Gefühl hatte, ich hätte alles gesehen. Die Tatsache, dass ich hier jedes Wochenende neue Dinge entdecken kann, macht Amsterdam zu einem großartigen Ort zum Leben und Kreativsein. Außerdem begegnet man auf der Straße den verschiedensten Menschentypen. Die Menschen und die Stadt selbst scheinen sich manchmal etwas zu ernst zu nehmen, was etwas absurd und lustig ist.

Von Vintage-Bildern bis hin zu reduzierten Formen sind deine Entwürfe eine Kombination aus verschiedenen Techniken. Erzähl uns etwas über deinen kreativen Prozess: Wie entstehen deine Arbeiten, vom Anfang bis zum Ende?

Der Ausgangspunkt ist je nach Stimmung unterschiedlich. Manchmal fühle ich ein tiefes Bedürfnis, mir Gehör zu verschaffen, und manchmal ist es einfach lustig, einen Fisch zu entwerfen, der nicht nass werden will. Oft entstehen auch Serien. Ich habe eine Serie über meine Gedanken, Wünsche und dergleichen gemacht. In letzter Zeit inspirieren mich vor allem Songtexte (“Don’t you worry about me”: Moniker – Ocean Blue). Dann suche ich auf alten Bildern nach den Menschen, die die Texte am besten repräsentieren.

Ich mag es, wenn die endgültige Komposition zu einer neuen Illustration geworden ist, bei der verschiedene Formen und Bilder vollständig ineinander übergehen. Humor ist dabei ein wichtiger Aspekt: Ich selbst versuche oft, Dinge mit Humor zu relativieren.

 

Früher hast du deine Arbeit als Ode an das Erwachsenwerden und die emotionale Selbstreflexion beschrieben. Kannst du uns etwas mehr darüber erzählen?

Diese Aussage stammt aus einer Zeit, in der ich an der Serie “ABC Of Me” arbeitete und es mir nicht ganz so gut ging. Zu dieser Zeit dachte ich nach einer Angststörung viel darüber nach, wie mein Leben weitergehen sollte. Das betraf auch viele Aspekte aus meinem Studentenleben. Liebe, Freundschaft, Studienpunkte sammeln und zu viel Zeit zu haben. Zum Beispiel ein betrunkener Abend mit Freunden oder das Surreale einer neuen Liebe. Das war sehr inspirierend für mich und meine Entwürfe halfen mir, meine Gedanken zu ordnen. Jetzt bin ich 27 Jahre alt und frage mich trotzdem noch regelmäßig, wann das Erwachsensein beginnt.

Viele deiner Arbeiten sind durch Interaktionen zwischen verschiedenen Charakteren bestimmt. Kannst du uns mehr über eines der für JUNIQE ausgewählten Bilder erzählen?

Ein Design, das mir diesbezüglich viel bedeutet, ist “B is for Balance”. Hier geht es darum, verschiedene Elemente in Einklang zu bringen, die mir wichtig sind: Ambitionen, Gesundheit, Hobbys und Zeit mit den Liebsten. Natürlich variieren die Prioritäten von Situation zu Situation. Aber wenn alles glatt läuft, fühle ich mich glücklich und leichter als der abgebildete Vogel. Vielleicht ist es mehr Jonglieren als Balancieren.

Welche deiner erschaffenen Welten möchtest du gern mal besuchen und warum?

In ein riesiges Glas Rotwein zu tauchen erscheint mir ziemlich cool. Vielleicht nicht zu dritt, weil das Glas dafür nicht groß genug ist.

Vielen Dank, Maarten!

Text: Laura Veneklaas

Übersetzung: Ina Schulze